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AutorenbildMaddi

Segeln in der Großstadt: Die Alster!

Da die Segelei in diesem Jahr auf Föhr und auch in anderen Gefilden für mich wegen Corona und aus beruflichen Gründen ein wenig gelitten hat, bin ich auf eine Alternative ausgewichen, die ich – wie ich nun festgestellt habe – in den letzten Jahren viel zu wenig genutzt habe: Die Alster.


Segeln mitten in der Großstadt: Wo gibt es das schon?

Leider ist es ja häufig so, dass man das Gute, wenn es so nah ist, oft gar nicht recht erkennt. Das ging mir tatsächlich mit der Alster als Segelrevier auch so. Da aber meine üblichen Reviere in Nord- und Ostsee in diesem Jahr so schwierig zu erreichen waren, habe ich mich 2020 intensiv diesem anspruchsvollen Segelrevier mitten in der Großstadt gewidmet: Mit meinem Segelfreund Ralf und auch anderen bin ich in diesem Sommer regelmäßig auf der Alster unterwegs gewesen. Daher an dieser Stelle einmal insbesondere für Nicht – Hamburger oder Hamburger, denen noch die Erfahrung fehlt, auf der Alster gesegelt zu sein, eine kleine "Einweisung" in dieses tolle Revier.


"Wenn jemand in der Alten Rabenstraße ein Fenster öffnet, kentert auf der Alster ein Boot." (Altes Hamburger Sprichwort)

Vorab: Einfach zu segeln ist es auf der Alster nicht. Das Segelrevier Alster ist verhältnismäßig anspruchsvoll, denn es gibt häufig unvorhersehbare Winde, auf die man schnell reagieren muss. Dies liegt vor allem daran, dass die Alster mitten in der Stadt liegt, wo die Windböen durch die alsternahen Straßen wie durch Windkanäle blasen können.

An einem windigen Nachmittag auf der Alster: Dichtes Gedränge vor uns.


Es kann also nicht schaden, wenn man bereits über Segelerfahrung verfügt. Bei den Segelschulen, die Jollen vermieten, wird in der Regel ohnehin nur ein Boot ausgegeben, wenn man den SBF Binnen Segel vorweisen kann.


Neben den böigen Winden gibt es noch zwei andere wichtige Regeln zu beachten:


Die Segler müssen den Alsterdampfern, die im Dauereinsatz auf der Alster unterwegs sind, unbedingt ausweichen.

Sonnenuntergang auf der Alster im Juli 2020


Zudem gilt auf der Alster unter den Seglern strikt „rechts vor links“ – wie auf der Straße! Die Ruderer haben Vorfahrt gegenüber den Seglern und die Tretboote und mittlerweile auch die SUPs halten sich leider an keine Regeln, meist weil sie es nicht besser wissen, also gilt auch hier: Lieber ausweichen!


Wer ist denn auf der Alster seglerisch so unterwegs?

Die Protagonisten auf der Alster sind eigentlich immer die gleichen: Da gibt es die großen, recht unsportlich wirkenden Ausbildungs - Jollen der Segelschulen, in denen entweder noch unsichere Segelschüler oder ebenso unsichere Absolventen nach der Segelprüfung ihr Können weiter verbessern wollen.


Dann gibt es die sportlichen Laser und 49er- Segler, die biegsam das Boot mit Gewichtstrimm im optimalen Kurs halten und bei denen man die Segelmanöver gern in Zeitlupe sehen möchte, so schnell sind sie oftmals auf dem anderen Bug.


Und dann sind da noch die Segler der verschiedenen Segelclubs, die an der Alster ansässig sind:


Da zieht es die kleineren Seglergemeinschaften und Betriebssportgruppen, die oftmals aus dem Jollenhafen in der Nähe der Kennedy-Brücke kommen, aufs Wasser.


Daneben gibt es die Segler der verschiedenen größeren und alteingessenenen Segelclubs, allen voran der HSC, der alljährlich die Nordsee – Woche auf Helgoland organisiert und deren Kommodore lange Jahre die Hamburger Segellegende Harald Baum war, der Inhaber des Versicherungsmaklers Pantaenius, Namensgeber der gleichnamigen Offshore – Regatta Rund Skagen.


Und natürlich der NRV, der Norddeutsche Regattaverein, einer der besten und bekanntesten Segelclubs Deutschlands. Der NRV segelt in der Bundesliga und hat immer wieder Deutsche Meister, Europa- und Weltmeister hervorgebracht. Daneben gesellen sich natürlich noch die „feinen“ Hamburger Segler, die mit NRV – Stander im blau - weißen Hemd mit gestickten Initialen auf ihren wunderschönen Drachen über die Alster dahin gleiten.


Kein Zweifel: Die Drachen gehören sicherlich zu den schönsten Booten, die man auf der Alster zu sehen bekommt. In Deutschland sind die größten Drachengeschwader in Berlin, Hamburg, am Starnberger See und am Bodensee zu finden.


Der Drachen wird unter Seglern oft als „Königsklasse“ bezeichnet, da er von 1948 bis 1972 während der Zeit als olympische Bootsklasse oft von Mitgliedern der europäischen Königshäuser aus Skandinavien (Prinz Henrik von Dänemark, Kronprinz Frederik von Dänemark), Griechenland und Spanien gesegelt wurde, bei denen er heute noch sehr beliebt ist. Der spätere spanische König Juan Carlos I. startete bei den Olympischen Sommerspielen 1972 vor Kiel im Drachen und belegte den fünfzehnten Rang. König Konstantin II. von Griechenland gewann mit seinem Team im Drachen die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Er ist dem Segelsport heute über die Ehrenpräsidentschaft der International Sailing Federation (ISAF) und den Ehrenvorsitz der ISAF Sailing Hall of Fame verbunden. Zur 75. Drachen-Jubiläumsregatta – an der auch Angehörige der Königshäuser von Spanien, Dänemark, Griechenland und Bayern teilnahmen – trafen sich im Oktober 2004 in Saint-Tropez 269 Drachen aus 29 Nationen.


Die Alster: Ein 53 Kilometer langer Nebenfluss der Elbe.

Gesegelt wird nicht auf der ganzen Länge der Alster, sondern auf dem Alstersee. Der Alstersee besteht aus der Binnen- und der Außenalster. Gesegelt wird auf der Außenalster, die mit 164 Hektar Wasserfläche deutlich größer als die Binnenalster ist, die es nur auf 18 Hektar bringt. Den Übergang von der Außen- in die Binnenalster markieren die Kennedy- und die ältere Lombardsbrücke.


Auf der Alster ist das Jollensegeln sehr beliebt. Im Mittelpunkt stehen die sportliche Herausforderung, alle nötigen Segelmanöver zu meistern, und Entspannung in einer wunderschönen Umgebung. Oft sitzen wir mitten auf der Alster im Boot, schauen auf die umliegenden weißen Fassaden hanseatischer Architektur und sind uns einig: „Wir leben in der schönsten Stadt der Welt und könnten es nicht besser haben, gerade auf der Alster segeln zu dürfen.“


Und schon kommt die nächste Böe rein…

Immer die nächste Böe im Blick ;-)


Die meisten Jollen auf der Alster haben übrigens Schwerter, die eingezogen werden können. Das bietet den Vorteil, dass man auch bei geringer Wassertiefe in Landnähe fahren kann.


Wir segeln mit einer c55, der „Kleinen Freiheit“! Wie gesagt, wenn wir nach einem nervigen, langen Arbeitstag mitten auf der Alster mit dem Boot unterwegs sind, dann ist der Name Programm.


Die c55 ist ein Segelboot, das in Schweden als Match Race-, Regatta- und Ausbildungsboot verwendet wird. Das Boot wurde vom schwedischen Segelsportler und Olympiamedaillengewinner Pelle Petterson konstruiert, es wird bei Cremo Productions AB in Varberg gefertigt. Die c55 trägt ein 7/8-Rigg mit einem Alu-Mast. Das Vorsegel der c55 ist mit Segellatten ausgestattet. Das Vordeck ist offen. Eine Besonderheit des Bootes ist der Hubkiel mit Kielbombe, der es einerseits gut trailerbar und andererseits recht stabil macht. Der Hubkiel wird mit einer Kurbel über ein selbsthemmendes Schneckengetriebe betätigt. Kentern kann man damit kaum.

Am Ende eines Segelabends auf der Alster!

Persenning wieder drauf!

Cheers!


Ich kann nur jedem Segelinteressierten zurufen: Wenn ihr mal die Gelegenheit haben solltet, auf der Alster zu segeln, ergreift sie! Man erlebt ein anspruchsvolles, schönes Revier mitten in der Großstadt und lernt Hamburg gleichermaßen vom Wasser aus noch einmal ganz anders kennen.

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