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Zum südlichsten Punkt Skandinaviens – Ein Törn rund um die Gedser Odde

Aktualisiert: 10. Juli 2021


Es sollte unser Ersatztörn für das ausgefallene Vegvisir Race werden. Und es wurde ein Törn, der mit nichts hinter einer Hochsee – Regatta herstand, denn es war alles dabei: Von Flaute bis Sturm, von Untiefen bis Windparks, navigatorische und seglerische Herausforderungen, die ihren Höhepunkt mit einem Riss der Fock auf dem Rückweg kurz vor Fehmarn hatten. Aber ganz der Reihe nach.


1. Tag: Burgtiefe/Fehmarn bis Kühlungsborn (26 sm)

Am Mittwoch sind wir in aller Ruhe in Hamburg gestartet, sodass wir nach Übernahme der Yacht auf Fehmarn, einer Etap 32 des Vercharterers Jejumi, in der uns mittlerweile bereits vertrauten Marina Burgtiefe erst gegen ca. 14.00 Uhr mit Kurs Kühlungsborn ablegten. Etwa 26 Seemeilen lagen vor uns, die Lübecker Bucht galt es zu queren. Der Wetterbericht sagte 7 kn aus nordwestlicher Richtung voraus.


Kurz hinter Fehmarn setzten wir in bewährter Manier doublehanded Groß und Fock und mussten leider die erste von einer Vielzahl von Schwierigkeiten an unserer „Summer Dream“ feststellen: Der Großbaum ließ sich auf dem Steuerbordbug maximal bis über den Seezaun ausbaumen. Frei nach dem Motto „Wer findet den Fehler?“ gingen wir auf die Suche, um den Grund hierfür zu finden. Dirk, Baumniederholer etc. wurden abgeprüft, aber auch nach einem „triple check“ konnte der Fehler nicht gefunden werden, zumal der Baum auf dem Backbordbug diese Schwierigkeiten nicht zeigte.

Dadurch ließen wir uns die Laune aber nicht verderben und liefen gemächlich bei 6 – 7 kn Wind und einer sich aufbauenden, seitlich anrollenden und unangenehmen Welle Richtung Kühlungsborn. Der Wind fiel immer weiter bis auf 3 - 4 kn ein, sodass wir uns aus Zeitgründen dazu entschlossen, bereits nach ca. 8 sm die restliche Strecke nach Kühlungsborn unter Motor zu laufen. Das war zwar nicht das seglerische Vergnügen, tat der guten Stimmung an Bord aber keinen Abbruch.

Noch wird entspannt im Polo - Hemd gesegelt.


Der einzige Höhepunkt war das Ausweichmanöver mit der Skandinavienfähre, die doch mit beachtlicher Geschwindigkeit von Steuerbord kommend mit uns auf Kollisionskurs war, bis wir nach entsprechender Kursänderung dem Heck der Fähre folgend hinter ihr ohne Probleme durchliefen.

Immer schön aufs Heck zuhalten.


Als die Sonne langsam hinter dem Horizont unterging, erreichten wir Kühlungsborn und „platzten“ in die dortige Mittwochsregatta hinein. Ich war überrascht von der Größe der teilnehmenden Yachten – und auch der vertretenen Werften: Moody, X – Yacht, Dehler, Beneteau etc. Nur vom Feinsten – dieses Bild wiederholte sich auch in der Marina. Es hätte mich nicht gewundert, wenn dort auch die eine oder andere Yacht festgemacht hat, die man sonst in St. Tropez oder Cannes zu sehen bekäme - wobei ich nicht so häufig in diesen Gefilden weile und das daher eigentlich gar nicht beurteilen kann.


Das war jedenfalls beindruckend und bot mir ein völlig anderes Bild, als ich es von Kühlungsborn bisher gehabt habe. Ein Freund von mir, dem ich dies berichtete, meinte: „Klar, Kühlungsborn ist das Kampen des Ostens.“ Ob man diesen Vergleich so ziehen kann, weiß nicht. Jedenfalls wüsste ich aber nicht, wo auf Sylt ähnliche Yachten liegen.

Marina Kühlungsborn


Die Marina in Kühlungsborn war modern und angenehm gestaltet. Wir fanden recht schnell einen Liegeplatz im äußeren Bereich und machten an einem der Schwimmstege fest. Nach dem Anlegerbier gingen wir in einem der unmittelbar an der Marina liegenden Restaurants essen und danach auch bald in die Koje.


2. Tag Kühlungsborn – Gedser (35 sm)

Nachdem wir uns in der modernen Hafenmeisterei in Kühlungsborn nachträglich an – und gleich wieder abgemeldet hatten, liefen wir pünktlich um 09.00 Uhr aus, denn es sollte einmal quer über die Ostsee nach Gedser gehen. Gedser ist Fährhafen für die Strecke nach Rostock. Um nach Gedser zu gelangen, muss man ca. 30 sm über die Ostsee und dabei die sog. Kadetrinne queren.


Die Ostsee ist zwischen Mecklenburg und den dänischen Inseln sehr flach, in weiten Gebieten ist sie weniger als 20 Meter tief. Schiffe mit großem Tiefgang können hier nur in bestimmten, tieferen Fahrrinnen fahren. Eine wichtige dieser Fahrrinnen ist die Kadetrinne. Die relativ steilwandige Rinne hat eine Länge von etwa 20 Seemeilen und ist 12 bis 28 Meter tief. Unter anderem wegen des Gedser Riffs verringert sich an der schmalsten Stelle der schiffbare Bereich (je nach Tiefgang des Schiffes) auf 500 bis 1000 Meter und erfordert gleichzeitig einen Kurswechsel von etwa 90 Grad. Bis 1972 markierte das Feuerschiff Gedser Rev diese Stelle. Die Kadetrinne ist einer der am stärksten befahrenen Seewege Europas und das schwierigste und gefährlichste Fahrwasser der Ostsee.


Der Wind kam für uns günstig aus westsüdwestlicher Richtung und somit konnten wir raumschots mit achterlich quer laufender Welle und ordentlicher Geschwindigkeit von bis zu 7,5 kn Richtung Gedser surfen. Schon bald waren die ersten Teilnehmer der Berufsschifffahrt ausgemacht. Bald darauf hatten wir eine stattliche Anzahl von Frachtern, Tankschiffen, Fähren und Marine um uns, sodass wir sehr genau auf unseren Kurs achteten und gehörig Ausguck gingen, wie es so schön in den Lehrbüchern für gute Seemannschaft heißt.


Mit unserer Strategie, möglichst frühzeitig auf das Heck der jeweiligen querenden Schiffe zu halten, sind wir gut gefahren – wir hatten nicht eine wirklich kritische Situation und sind in allen Ausweichmanövern mit gehörigem Abstand an den großen Pötten vorbeigesegelt. Dennoch: Respekt bleibt!

Frachter steuerbord voraus - Queren der Kadetrinne


Kurz vor Gedser überholte uns der letzte große Pott, das Fährschiff „Copenhagen“ der Linie Gedser – Rostock, das sich als Hybrid Ferry bezeichnet und mit einem riesigen „Schornstein“ auf dem Dach ausgestattet ist. Tatsächlich ist das aber gar kein Schornstein, sondern ein Segel: Die „Copenhagen“ wurde im Mai 2020 im Rostocker Überseehafen mit einem 30 Meter hohen Rotorsegel von Norsepower ausgestattet, um durch Nutzung der Windkraft zum Antrieb die CO2-Emissionen um 4–5 % zu senken.


Der Yachthafen in Gedser liegt hinter dem Fährhafen. Die Ansteuerung erfolgt über das Fahrwasser der Fähre bis zum Fährhafen und danach knickt das Fahrwasser nach backbord ab und leitet durch die backbord liegenden Untiefen vorbei bis zum Lystbadehavn.


Gedser ist eine Stadt mit 722 Einwohnern auf der Insel Falster, südlich von Nykøbing, und wichtiger Fährhafen für den Verkehr über die Ostsee zwischen Deutschland und Skandinavien. Direkt am Yachthafen liegt das Restaurant „Najaden“, in welchem wir uns kulinarisch gut aufgehoben fühlten. Der Wirt machte zwar einen etwas kauzigen Eindruck, aber das Essen war wirklich lecker. Das „Najaden“ ist auf jeden Fall nach einem langen Tag auf See – und auch sonst – in jedem Falle empfehlenswert.


In der Nacht zog ein Sturm auf und damit war es für die nächsten Tage mit dem schönen Wetter vorbei. Aber wir waren ja auch nicht zum Sonnen auf Törn gegangen, sondern zum Segeln. Und das sollte nun in den kommenden Tagen intensiv möglich sein: Viel Wind und viel Welle warteten auf uns.

Ton an! - Bei dem Wind freuten wir uns auf den nächsten Tag


3. Tag: Gedser bis Hesnaes/DK (24 sm)

Am Vorabend waren wir uns nicht sicher, ob wir nun wie geplant bis nach Klinthavn auf der Insel Mön laufen sollten, oder "nur" bis nach Hesnaes. Da wir uns schließlich entschieden, am Folgetag bis nach Rodby Havn segeln zu wollen, entschlossen wir uns, an diesem Tag den kürzeren Schlag nach Hesnaes zu wählen.


Nachdem wir die Fahrrinne aus dem Fährhafen Gedser abgefahren hatten, nahmen wir Kurs Richtung Gedser Odde. Dabei entschlossen wir uns, zunächst ohne Groß zu segeln. Die Welle von ca. 1,5 m war alte Dünung vom Sturm der Vornacht. Mit achterlichem Wind surften wir gutgelaunt die Welle ab, bis Marko plötzlich fast den Pinnenausleger in der Hand hatte, denn die beiden Schrauben am Ende des Pinnenauslegers hatten sich erheblich gelockert. Also zügig den Werkzeugkasten raus und während Marko steuerte, setzte ich den Übergang von der Pinne zum Pinnenausleger instand. Es sollte nicht die einzige Schwachstelle des Bootes bleiben.

Mit achterlichem Wind und nur mit der Fock um die Gedser Odde


Weiter ging es einigermaßen entspannt Richtung Hesnaes mit achterlichem Wind. Nach ca. vier Stunden liefen wir den beschaulichen Hafen von Hesnaes an, den wir fast für uns allein hatten.

Der idyllische Hafen von Hesnaes auf Falster/DK


Nach dem Anlegen gingen wir auf eine kleine Entdeckungsreise in das Dorf Hesnaes. Hesnæs ist ein kleiner Fischerort. Etwas ganz Besonderes sind die eigenartigen reetgedeckten Häuser, die man sonst kaum in Dänemark findet. Die 27 reetgedeckten Häuser sind ausserdem mit einer isolierenden Reetschicht an den Wänden zum Schutz gegen den oft rauhen Ostwind bekleidet. Die Häuser wurden unmittelbar nach der Sturmflut 1872 errichtet und werden liebevoll erhalten.

Reetdachhäuser in Hesnaes/DK


Aus dem Dorf führt ein Weg durch den Wald zu der Gaststätte Pomle Nakke etwas außerhalb von Hesnaes. Leider kamen wir vor der "Dinnertime", sodass wir nur Kaffee und Kuchen genießen durften. Aber noch besser war der Ausblick auf die Steilküste von Hesnaes, bis wir uns am Strand wieder auf den Rückweg zum Hafen machten und den Segeltag mit einer von Marko gekochten leckeren Nudelkreation ausklingen ließen.

Die Steilküste bei Hesnaes

Idyllischer Landgang: Ausflug zum Restaurant Pomle Nakke bei Hesnaes


4. Tag: Hesnaes - Gedser (43 sm)

Auch wenn mich seit dem Vortag eine fiese Erkältung erwischt hatte, stand fest, an unserem vorletzten Törntag früh zu starten, um den großen Schlag nach Rödby anzugehen; nach der Karte sollten das ca. 55 Seemeilen sein. Allerdings waren wir ein wenig skeptisch, ob dies aufgrund der Windverhältnisse klappen würde, denn der Wind sollte aus Südwest am Morgen mit ca. 21 kn wehen und im Laufe des Tages auf West drehen, also in die Richtung, in die wir nach Passieren der Gedser Odde laufen wollten, um nach Rödby zu gelangen. Trotz dieser schwierigen Verhältnisse wollten wir es zumindest versuchen und machten um Punkt 07.30 Uhr das Boot in Hesnaes los.

Schluss mit Segeln im T-Shirt: Jetzt gab es richtig auf die Ohren!


Schon nach kurzer Zeit wurde uns klar, dass nun endgültig das Segeln mit T-Shirt vorbei war. Bereits beim Ablegen wehte der Wind ordentlich und wir entschlossen uns dazu, erstmalig auf dem Törn von Beginn an Ölzeug anzulegen, was eine vollkommen richtige Entscheidung war, wie sich später herausstellen sollte.

Bei 27 kn Wind Richtung Rödby Havn


Der Wind nahm immer weiter zu und nach etwa einer Stunde entschieden wir, die Genua zu reffen, weil die Krängung im Boot immer stärker wurde. Durch die Krängung hatten wir einen beachtlichen Versatz, der trotz aller Höhe, die wir liefen, für unseren Kurs nicht hilfreich war.

Ordentlich Krängung im Boot


Der Wind kletterte - entgegen der Wettervorhersage - weiter kontinuierlich über die 25 kn - Marke, sodass wir uns nach kurzer Zeit entschlossen, dass 1. Reff ins Groß zu nehmen, was eine richtige Entscheidung war: Die Krängung nahm etwas ab, das Boot lief ruhiger und insbesondere auch deutlich schneller, sodass die weitere Zunahme des Windes bis 28 kn nun auch nicht mehr so viel ausmachte. Wir hatten das Boot gut im Griff, allerdings war bald klar, dass wir auf diesem Kurs mit maximaler Höhe die Gedser Odde nicht direkt erreichen würden, sondern mindestens einen Kreuzschlag brauchen werden.


Kurs 190 Grad Richtung Gedser Odde bei 27 kn Wind


Kurz vor der Kadetrinne ging es dann in die Wende und auf dem Steuerbordbug Richtung Falster, bis wir kurz vor der Strandlinie auf den Backbordbug wendeten und Richtung Gedser Odde liefen, die wir bald querab hatten.


Insgesamt war das nun allerdings ein recht mühseliges Geschäft, denn der Wind kam genau von dort, wo wir hin mussten, sodass bald klar wurde, die nächsten 30 Seemeilen auf der Kreuz zu verbringen. Viel Raum für die Manöver war hier allerdings nicht: Hinter uns die Gedser Odde mit Untiefen, vor uns die Kadetrinne mit einer Vielzahl von Schiffen, die wie auf einer Autobahn an uns vorbeirauschten, backbord voraus eine Submarine Exercise Area, in welcher ich tatsächlich ein aufgetauchtes U - Boot sehen konnte und an Steuerbord warteten in einiger Entfernung drei hintereinander liegende Windparks auf uns

Navigatorische Herausforderungen um die Gedser Odde


Zu allem Überfluss kam nun auch noch eine Regenfront auf uns zu, von der wir vermuteten, dass sie stärkeren Wind und größere Welle mitbringen könnte. Also entschlossen wir uns, vorsorglich im Groß das 2. Reff einzuziehen. Letztlich entpuppte sich die Regenfront als nicht so dramatisch, aber nun hatten wir das 2. Reff im Groß und Höhe laufen konnten wir damit nicht mehr wirklich.


Leider ist der Ton wegen des Windes nicht zu verstehen, aber überliefert ist folgender Wortwechsel:


"Na, Marko, was hältst Du von dieser Veranstaltung?"

"Ganz schöner Mist hier, so kalt und naß!"

"Aber wir machen es immer wieder!"

"Ja, und sogar noch freiwillig."


Mittlerweile waren wir seit etwa 9 Stunden auf dem Wasser, ich war mit meiner Erkältung deutlich angeschlagen, bisher waren wir ca. 40 sm bei durchschnittlich 25 kn Wind und 1,5 m Welle gelaufen und es lagen definitiv noch ca. 30 sm auf der Kreuz vor uns.


Bestenfalls hätten wir es gegen 22.00 Uhr bei Dunkelheit bis nach Rödby geschafft und zum Erreichen des Yachthafens die Fahrrinne der Fähre bei Dunkelheit kreuzen müssen, was uns als einigermaßen risikobehaftet erschien. Grundsätzlich sind Marko und ich wohl beide geneigt, Herausforderungen anzunehmen, aber man muss auch erkennen, wann es keinen Sinn mehr macht und ggf. auch gefährlich wird.


Dieser Punkt war südwestlich der Gedser Odde bei uns erreicht, sodass wir uns einvernehmlich dazu entschlossen, nach Gedser abzulaufen.

Lystbadehavn Gedser


Als wir in Gedser angekommen waren, hatte unser Restaurant, in welchem wir bei unserem ersten Besuch gut Essen waren, wegen einer Hochzeit leider geschlossen, sodass wir nach Gedser in der Ort verholten und eine andere Alternative suchen mussten. Im örtlichen Brugsen Store wurde uns das Restaurant Havnekroen empfohlen. Dort angekommen, wurden wir von einem ganz eigenen Chic überrascht. Man hatte den Eindruck, in den siebziger Jahren stehen geblieben zu sein. Das Essen war so einigermaßen, wobei ich ziemlich sicher bin, dass Markos Portion deshalb leckerer aussah, weil er die Landessprache spricht. Weiter möchte ich darüber gar nicht unbedingt nachdenken, denn mein Fisch schmeckte doch leider ziemlich fischig.

Chic und lecker (na ja...): Restaurant Havnekroen in Gedser


Zurück auf dem Boot ließen wir den Abend bei einigen Bieren ausklingen und erlebten nun in Gedser zum zweiten Mal, wie ein ordentlicher Wind in der Nacht aufzog. Das sollte für den nächsten Tag nochmals ordentlich Welle geben.


5. Tag Gedser - Burgtiefe (25 sm)

Der letzte Segeltag begann mit einem etwas eigenartigen Erlebnis:


Pünktlich um 08.30 Uhr starteten wir mit unserem Ablegemanöver - und wie aus dem Nichts erschienen plötzlich die Segelfreunde auf dem an Backbord gleich neben uns liegenden Boot, um sich wie die Orgelpfeifen direkt mit Blick auf unser Boot nebeneinander aufzustellen und unser Ablegemanöver zu "begutachten".


Nun könnte man meinen, dass sie dies taten aus Sorge um ihr eigenes Boot oder um uns zu helfen. Nichts von alledem. Und als ich halb im Spass, halb genervt rüberrief: "Na, da habt ihr ja Hafenkino at it´s best.", kriegte ich ein leicht arrogantes "Ja, wir wollen mal sehen, wie ihr das so hinbekommt mit dem Ablegen." zu hören.


Schon ein seltsames Miteinander unter Seglern. Aber vielleicht tue ich den Kameraden Unrecht und sie wollten einfach nur mal sehen, wie ein perfekter Ableger gefahren. Okay, war nicht ernst gemeint.


Übrigens, was auch gegen diese These sprich: Als die Segelkameraden merkten, dass wir es auch bei diesem Wind perfekt hinbekamen, das Boot gerade aus der Box zu manövrieren, verließ sie die Lust am Hafenvoyeurismus und sie trollten sich unter Deck.


Wir liefen nun bereits zum zweiten Mal aus dem Gedser - Fahrwasser an den Untiefen vorbei und nahmen Kurs auf die Windparks in westlicher Richtung.

Leider mussten wir diesen Teil der Strecke unter Motor laufen, da die Zeit es uns nicht zuließ, gegenan zu kreuzen. Nach etwa zweienhalb Stunden hatten wir genug Höge gewonnen, um den Schlag runter nach Fehmarn und durch die Kadetrinne wagen zu können.

Mit ordentlich Welle durch die Kadetrinne zurück nach Fehmarn


Wir nahmen zügig die Segel hoch, warteten einen Moment ab, in welchem der Verkehr in der Rinne nicht zu stark war und ab ging es bei nun bis zu 2 m Welle quer durch die am stärksten befahrene Wasserstraße der Ostsee.

Durch die Kadetrinne Richtung Fehmarn


Das Boot lief gut - bis wir die Fock im normalen Maße noch ein wenig dichter nehmen wollten:


Einmal quer rüber ein Riß im Vorsegel.


Und ganz ehrlich: Es hat uns nicht wirklich überrascht. Das Boot, was uns der Vercharterer Jejumi überlassen hatte, war in einem - sagen wir mal - eher mittelmäßigen Zustand.

Einmal entlang der Naht durchs Vorsegel der "Summer Dream"


Neben den von mir schon oben beschriebenen Mängeln und den "ollschen" Segeln wies das Boot leider eine ganze Vielzahl von mehr oder weniger großen Defekten auf. Im Nachhinein hat es mich doch einigermaßen geärgert, dass uns der Vercharterer Jejumi dieses Boot überlassen hat, obwohl er genau wusste, dass wir damit eine Regatta segeln wollten. Ich bin froh, dass wir nicht mit diesem Boot beim Vegvisir Race starten mussten - wir hätten uns nicht sicher gefühlt. Ärgerlich war zudem auch das Handling von Jejumi im Zusammenhang mit der Abrechnung der Kaution von 1000 EUR: Der Riss des Segels kann nach unserer Schätzung allenfalls Kosten von maximal 200 EUR bei einem Segelmacher verursachen - obgleich man den alten Lappen eigentlich gar nicht mehr flicken sollte. Trotzdem behielt der Vercharterer Jejumi die Kaution entgegen unserer deutlichen Intervention in voller Höhe ein und hat uns auch 1,5 Wochen nach Ende des Törns bisher keinerlei Nachricht geschickt - trotz zweifacher Erinnerung. Bisher sehr unschön - ich werde weiter berichten.


So endete also nach unserem Riß des Vorsegels unser fünftägiger Törn, der es in sich hatte und von Flaute bis Sturm alles mitbrachte, mit einem gemächlichen Getucker unter Motor entlang der Südküste von Fehmarn, bis wir nach 153 Seemeilen bei Sonnenschein in Burgtiefe wohlbehalten wieder einliefen.




Es hat uns beiden große Freude gemacht, wie haben wieder einmal viel gelernt, insbesondere im double handed - Modus, was bei solchen zum Teil heftigen Bedingungen nochmals eine besondere Herausforderung war.


Insgesamt war es - mit Ausnahme der Qualität der Yacht und des Vercharterers - ein rundum gelungener Törn!

Einlaufen, tanken und verholen zum Liegeplatz

Das war die Crew: Marko (li.), Matthias



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